Schutzkonzept zur Prävention sexualisierter Gewalt

Auf dieser Seite finden sich umfangreiche Informationen zum PSG-Schutzkonzept der SJD - Die Falken im LV NRW. 

Kein Raum für sexualisierte Gewalt und Grenzverletzungen

Das Bestreben zu einer freien, demokratischen und sozial gerechten Gesellschaft steht bei uns im Mittelpunkt. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sollen durch gelebte Partizipation die Chance erhalten, als mündige und kritische Persönlichkeiten aufzuwachsen. Sie werden gestärkt, ihre Anliegen und Wünsche zu formulieren sowie Ungerechtigkeiten oder grenzverletzendes Verhalten zu benennen.

Die AG PSG NRW hat ein Mitmachbuch entwickelt, welches ohne größeren Aufwand in der Arbeit mit F-Kindern genutzt werden kann – sei es in der Gruppenstunde oder im Zeltlager. Das Mitmachbuch kann kostenlos im Landesbüro bestellt werden. Die AG PSG steht euch für Fragen und Anregungen zur Verfügung. Einfach eine Mail an agpsg(at)falkennrw.de schreiben.

Als PDF gibt es das Mitmachbuch hier! 

Die SJD - Die Falken NRW hat ein Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt. Die wesentlichen Faktoren für den Schutz von Kindern, Jugendlichen und allen anderen Menschen in unserem Verband vor (sexualisierter) Gewalt sind unsere klare Haltung gegen sexualisierte Gewalt, sowie die institutionelle Verankerung von Präventions- und Interventionsansätzen.

Unsere Präventionsarbeit basiert auf der Grundlage der Überzeugung, dass sexualisierte Gewalt nicht im luftleeren Raum entsteht, sondern auf patriarchalen und kapitalistischen Machtstrukturen basiert. Die Verbindung zu sexualisierter Gewalt lässt sich anhand einer „Gewaltpyramide“ illustrieren: Die Pyramide basiert auf kapitalistischen Unterdrückungsmechanismen, dem Patriarchat und der strukturellen Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen. Diese bilden das Fundament für die daraus entstehenden Gewaltformen.


Sexualisierte Gewalt wird begünstigt in einer Gesellschaft, die...

  • ...auf einer konservativen Gesellschaftsordnung basiert, in der Mädchen und Frauen gegenüber Jungen und Männern strukturell benachteiligt sind,
     

  • ...durch ein kapitalistisches Wirtschaftssystem Armut und Ungleichheit und somit Abhängigkeiten und Machtgefälle schafft,
     

  • ...Kindern und Jugendlichen wenig Möglichkeiten von Selbstbestimmung und gesellschaftlicher Teilhabe einräumt.


    In solch einer Gesellschaftsform dominieren Heteronormativität und traditionelle, binäre Geschlechterrollen als verankertes Muster. Auf dieser Grundlage werden bestimmte Arten der Gewalt gesellschaftlich eher akzeptiert. Somit wird ein Klima geschaffen, in dem Grenzüberschreitungen zunehmend normalisiert und die agierenden Individuen an immer geringere Hemmschwellen herangeführt werden. Wenn beispielsweise eine diskriminierende Sprache oder ein sexualisiertes Klima von handelnden Akteur*innen akzeptiert und nicht sanktioniert wird, ist die Schwelle zu verbalen und körperlichen Grenzüberschreitungen, wie Belästigung oder Grabschen geringer. Diese Pyramide führt über Vergewaltigung und sexuelle Gewalt gegen Kinder bis hin zu politischer Verfolgung, Femiziden und sonstigen Morden. Von der gesellschaftlichen Meta-Ebene lässt sich diese Pyramide oder Spirale ebenfalls auf die Meso- und Mikro-Ebenen von Organisationen oder auch Familien übertragen.

Ausufernde Gewalt ist dabei nur die „Spitze des Eisbergs“, die sich aber ohne das beschriebene Fundament nicht vergleichbar entwickeln würde.

Eine andauernde Debatte im Bereich der Präventionsarbeit ist die Frage nach der angemessenen Wahl von Begrifflichkeiten, die eng mit der Machtperspektive verbunden ist. Die SJD – Die Falken hat sich in ihren Publikationen eingehend mit dieser Frage auseinandergesetzt. Wir vermeiden daher den (juristischen) Begriff des sexuellen Missbrauchs. Stattdessen verwenden wir den Begriff sexuelle/ sexualisierte Gewalt. Für die Verwendung des Begriffs „sexualisiert“ spricht die Analyse, dass sexuelle Übergriffe meist nicht den sexuellen Bedürfnissen des Täters, sondern dem Wunsch nach Machtausübung gegenüber Schwächeren entspringen. Allerdings sind die Handlungen für die Betroffenen durchaus reale sexuelle Handlungen, die gegen ihren Willen an ihnen ausgeübt werden. Um diese Debatte nicht die wesentlichen Fragen überschatten zu lassen, verwenden wir beide Begriffe synonym.

Eine Kultur der Grenzachtung ist das tragende Grundprinzip für die Prävention sexualisierter Gewalt. Diese beinhaltet Fehlerfreundlichkeit und bietet Raum für Feedback und Kritik. Anregungen und auch Beschwerden geben uns die Möglichkeit unsere Praxis zu überprüfen um somit die Qualität unserer Arbeit zu sichern oder auch zu verbessern. Wir haben daher verschiedene Wege eingerichtet, uns ein Feedback zu geben:

  • telefonisch oder per E-Mail direkt an die zuständigen Mitarbeiter*innen oder Vorstandsmitglieder → Team
  • anonym oder nicht anonym, über unser Beschwerde- und Kontaktformuar
  • vor Ort über unseren "Lob und Kritik" Fragebogen, den jede Gruppe bei der Anreise bekommt


Personen, die sexualisierte Gewalt bei den Falken NRW beobachtet oder erlebt haben, haben mehrere Möglichkeiten dies zu melden:

  • per Mail oder Telefon an die Ansprechpersonen

  • über das Formular

  • anonym ebenfalls über das Formular (siehe unten)

Hilfe-Portal sexueller Missbrauch

Das Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch ist das zentrale Bundesportal zu Hilfsangeboten für Menschen, die in ihrer Kindheit oder Jugend sexuelle Gewalt erlitten haben und deren Angehörige. Das Angebot richtet sich vorrangig an Erwachsene. Doch auch Kinder und Jugendliche finden hier Informationen, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Daneben bietet das Portal Informationen für Fachkräfte.

Hilfe-Telefon sexueller Missbrauch

Unter der Nummer 0800 22 55 530 ist das Hilfe-Telefon Sexueller Missbrauch montags, mittwochs und freitags von 9:00 bis 14:00 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 15:00 bis 20:00 Uhr bundesweit, kostenfrei und anonym erreichbar. Das Hilfe-Telefon ist eine Anlaufstelle für Menschen, die Entlastung, Beratung und Unterstützung suchen, die sich um ein Kind sorgen, die einen Verdacht oder ein "komisches Gefühl" haben, die unsicher sind und Fragen zum Thema stellen möchten. 

Hilfe-Telefon Gewalt gegen Frauen

Frauen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind, können sich bei all ihren Fragen unter der Nummer 0800 116 016 an das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" wenden. Das Hilfetelefon stellt auch den Kontakt zu Unterstützungseinrichtungen in der Nähe her. Verwandte, Freund*innen sowie Fachkräfte können sich ebenso beraten lassen.

Ansprechpersonen:

Marlene Behrenbeck Stellvertretende Vorsitzende Westliches Westfalen
Melina Küchler Fachkraft Prävention sexualisierter Gewalt

An dieser Stelle wird es in wenigen Tagen ein Beschwerdeformular geben

Um sowohl anonyme, wie auch nicht-anonyme Beschwerden und Meldungen sicher und vertraulich über dieses Formular abwickeln zu können, arbeiten wir gerade noch an den technischen Feinheiten des Formulares. Bis dahin können natürlich trotzdem die oben genannten Ansprechperson direkt kontktiert werden.